Dr. Thomas Steg
Abijahrgang 1979
Generalbevollmächtigter Volkswagen AG
Leiter Konzern Außenbeziehungen
Thomas Steg wächst in einem Dorf am Rande Braunschweigs im Landkreis Gifhorn auf. Dort besucht er die Grundschule, damals Volksschule genannt. In Meine besucht er die 5. Klasse an der Mittelpunktschule. Es ist eine besondere Zeit, die Generation Babyboomer. 1970 kommt Thomas Steg auf die Gaußschule und findet dort ein starr gegliedertes System vor. Es sind die Ausläufer turbulenter Zeiten mit studentischen Bewegungen - die 68er - und eines Regierungswechsels unter Willy Brandt - eine sehr politische Zeit. Die Schule war eine Entscheidung der Eltern nach einem Vergleich von verschiedenen Braunschweiger Schulen. Am Ende standen die Gaußschule und das Wilhelm Gymnasium zur Auswahl. Entscheidend war in dem Prozess der Großvater, ein in Wolfenbüttel lebender Altphilologe, des besten Freundes von Thomas Steg.
Dr. Thomas Steg
Thomas Steg war Fahrschüler und so gefiel ihm die zentrale Lage der Schule. Ihr eilte ein progressiver Ruf voraus, sie galt damals als eine moderne Schule mit einem jungen Kollegium mit dem Fokus auf neue Sprachen, Musik und Naturwissenschaften. Zugleich war die Gaußschule traditionsreich genug, um sich von den neuen Gymnasien, die den Ruf von Reformschulen hatten, abzusetzen.
Thomas Steg hatte schnell das Gefühl, dass die Entscheidung richtig war und war stolz auf seine Schule. Dieser Stolz ist bis heute lebendig. Er hat dort ein gutes Fundament schulischer Bildung erfahren. Rückblickend sind ihm folgende Dinge in besonderer Erinnerung geblieben:
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Wie klein man sich als 10 Jähriger, zumal aus dörflicher Umgebung, fühlt in so einem Gebäude-Klotz
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Wie beeindruckend die Einschulung in der Aula war (so viele Menschen, aufgeregte Atmosphäre, ein distinguierter Schulleiter, die bange Frage, ob der Klassenlehrer wohl sympathisch ist)
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Die individuelle Sportkleidung mit Gauß-Emblem: Weinrote Hose, die die Eltern rechtzeitig kaufen mussten, sonst war sie ausverkauft. Weinrot ist übrigens eine tolle Farbe!
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Der Konflikt zwischen den jungen, frisch vom Studium kommenden Lehrern vs. autoritärem Geist der älteren Lehrer
Mitte der 70er Jahre wurde dann auch an der Gaußschule koedukativ unterrichtet. Auch wenn es für den eigenen Abiturjahrgang nicht unmittelbar bedeutend war, so erinnert sich Steg doch gut daran, was für ein Einschnitt, ja ein Kulturbruch es war, dass plötzlich Mädchen ein traditionelles Gymnasium für Jungen besuchen durften.
Er war im ersten Jahrgang mit reformierter Sek 2: Auflösung Klassenverbund, Kooperation mit dem WG, da die Jahrgänge 1959/60 nicht so stark besetzt waren, um ein breites Kursangebot allein an der Gaußschule anzubieten.
Die Erfahrungen mit dem Kurssystem beschreibt Thomas Steg als interessant und insgesamt sehr positiv. Der erste Jahrgang mit dem Kurssystem hatte den Vorteil, dass vieles erst einmal etabliert werden musste, so dass eine große Nachsicht herrschte. Zugleich fühlte man sich ein wenig als „Versuchskaninchen“. Die Form von Offenheit in Kursen und Curricula, die auch neu für die Lehrer war, die andere Interaktion und das intensivere Arbeiten in den belegten Fächern gefielen ihm ausgesprochen gut. Die höhere Intensität in den Leistungskursen bedeutet schon eine bessere Überleitung in das spätere universitäre Studium.
Ein starker Leistungssprung bei ihm persönlich ereignete sich ab der 10. Klasse, davor war er ein guter Schüler. Das Abitur machte er nach 13 Jahren. Nach dem Abitur hat Thomas Steg mit sich gerungen, was er studieren möchte - was interessierte ihn beruflich? Journalistisch hat er gearbeitet, hat geschrieben und viel gelesen. Zudem war er politisch aktiv. Er hat mit Psychologie in Braunschweig begonnen, bis zum Vordiplom – das Fach hat ihn interessiert. Parallel hat er Sozialwissenschaften in Hannover studiert, das war damals ein neuer Studiengang auf Diplom. Die Mischung aus politischer Wissenschaft, Psychologie, Soziologie und Pädagogik hat ihn interessiert.
Auch hier hatte Thomas Steg schnell das Gefühl, die richtige Wahl getroffen zu haben. Dadurch hatte er ein breites Spektrum erlernt, war allerdings nicht spezifisch qualifiziert. Und weil er mit Begeisterung wissenschaftlich gearbeitet hat, stand früh fest, dass eine Promotion den Abschluss bilden sollte. Sein Tipp an aktuelle Schülergenerationen:
Niemals versuchen, taktisch oder instrumentell zu studieren, sondern aus intrinsischer Motivation. Nur dann entwickelt man die notwendige innere Freude sowie Begeisterung und erreicht gute Leistung bzw. einen sehr guten Abschluss - und damit kann man mehr anfangen als einem vermeintlich besser verwertbaren Studienfach.
Eine wichtige Erfahrung in seiner Karriere war auch, nicht Dinge gegen den eigenen Willen bzw. die eigene Neigung zu Ende bringen. In einer Arbeitswelt mit Brüchen und Diskontinuitäten sind Offenheit und Wechselbereitschaft mehr denn je unverzichtbar.
Dr. Thomas Steg ist seit 1. Februar 2012 Generalbevollmächtigter der Volkswagen Aktiengesellschaft und leitet den Bereich Konzern Außenbeziehungen. In seiner Funktion berichtet er direkt an den Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen Aktiengesellschaft, Dr. Oliver Blume. Dr. Thomas Steg begann seine Karriere in 1986 bei der Braunschweiger Zeitung, bis er im November 1988 Pressesprecher des DBG Niedersachsen/Bremen wurde. 1991 wurde er Pressesprecher im niedersächsischen Sozialministerium. 1992 promovierte er zum Doktor der Sozialwissenschaften an der Universität Hannover. 1995 wurde er Pressesprecher der SPD in Niedersachsen. 1998 wurde Gerhard Schröder Bundeskanzler und Dr. Thomas Steg übernahm die stellvertretende Leitung des Büros des Bundeskanzlers und fungierte als Redenschreiber von Gerhard Schröder. Von 2002 bis 2009 war er stellvertretender Sprecher der deutschen Bundesregierung. Zuerst in der Amtszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder und nach dem Regierungswechsel 2005 von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. 2010 gründete Dr. Thomas Steg die STEG Kommunikation und Beratung GmbH, in der er als freier Politik- und Kommunikationsberater tätig war.
Das Interview führte Nina Krumme